Unter der Überschrift „Die Agrarwirtschaft gehört zu den größten Klimasündern“, durften wir im Weser Kurier (Nr. 195 vom 22.08.2018) einen Gastkommentar von der Bundestagsabgeordneten Amira Mohamed Ali (DIE LINKE) lesen.

Ein Loblied auf die deutsche Landwirtschaft haben wir unter dieser Überschrift nicht erwartet, aber nach dem ersten Absatz war man fast geneigt zu glauben, hier würde sich eine Bundestagsabgeordnete mit den Zahlen und Fakten zur Landwirtschaft und zum Klimawandel auseinandersetzen, ja, ruhig kritisch und fordernd, aber sachlich.

Nach dem ersten, einigermaßen verträglichen Absatz ging es aber los.

Wir durften lesen (Zitat):“Doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass die Agrarwirtschaft zu den größten Klimasündern gehört.“

Es ist unglaublich, diese Aussage als Wahrheit zu bezeichnen. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Landwirtschaft für ca.  8 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, also für 92 % nicht. Wie kann man vor dieser Tatsache die deutsche Landwirtschaft zu den größten Klimasündern zählen? Selbst bei den Linken sind doch mathematisch 8 % nicht mehr als 92 %.

Die deutsche Landwirtschaft bestreitet nicht ihren Anteil, zur Wiederholung 8 %, an dem Ausstoß von klimaschädlichen Gasen. Wir wissen das, übernehmen dafür die Verantwortung und handeln auch danach. Welche andere Branche von den 92 % kann denn eine eigene Klimastrategie vorlegen, in der steht, wie sich die Branche weiterentwickeln soll, um aktiv gegen den Klimawandel zu arbeiten?

Und zur Wahrheit gehört auch, dass die Landwirtschaft die einzige Branche ist, die durch ihre Arbeit nicht nur Treibhausgase produziert, sondern auch verringert. Oder ist es für die Linken neu, dass 1 Hektar Maisanbau den CO2 Ausstoß von 60.000 Autokilometern abbaut oder anders gesagt, den Jahressauerstoffbedarf für 50 bis 60 Menschen produziert. Unseres Wissens nach tut das ein Flugzeug, ein Kreuzfahrtschiff oder ein Kohlekraftwerk nicht.

Danach folgen in diesem Kommentar die üblichen ideologischen Tiraden gegen die Massenproduktion von Milch und Fleisch. Wörtlich war zu lesen (Zitat):“ Überproduzierte Milch oder Fleisch als Folge der Massenproduktion, werden subventioniert ins Ausland „verkauft“. Nur so ist es auch möglich, dass diese Produkte in den Ländern des armen Südens günstiger verkauft werden können als die Produkte der dortigen Bauern. Deren Existenzen werden zerstört, ein Aufbau einer eigenen Landwirtschaft unmöglich gemacht und Fluchtgründe geschaffen.“

Wie sollen wir das verstehen? Dass die deutsche Landwirtschaft jetzt auch noch Existenzen in anderen Ländern zerstört und für die Flüchtlingsströme (mit)verantwortlich ist? Ist das die Intention? Einen solchen Zusammenhang herzustellen ist schäbig und ein Schlag ins Gesicht aller bäuerlichen Familienbetriebe, für die sich die Linken angeblich einsetzen.

Nur zum Verständnis: Über 85 % der Betriebe in Deutschland bewirtschaften zwischen 1 und 100 ha und sind Familienbetriebe. Und auch die größeren Einheiten, die in Regionen liegen, in denen historisch gewachsen schon immer die größeren Betriebe lagen, sind häufig Familienbetriebe. Nur weil diese Betriebe eine andere Rechtsform, wie GbR oder GmbH, haben und mehr Hektar bewirtschaften, stehen dort immer noch Familien dahinter, die ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste, Arbeitgeber in diesen ländlichen Regionen sind.

Es gibt noch viel zu tun in der Landwirtschaft, das wissen wir und das bestreiten wir auch nicht. An allen wichtigen Themen arbeitet die Landwirtschaft, ob Klimastrategie, Tierwohl, Biodiversität, Ackerbaustrategie, neue Produktionsmethoden usw. Das alles ist für diejenigen nachlesbar, die es auch lesen wollen.

Wenn die Bundestagsabgeordnete Amira Mohamed Ali es ernst meinen würde, dann würde sie sich an die Seite der bäuerlichen Familienbetriebe stellen und mit diesen Familien für einen wirtschaftlich verträglichen Agrarwandel, für bessere Preise, gegen eine ungebremste Flächenversiegelung und für die Wertschätzung kämpfen, die diese Familien verdienen.

Es ist inakzeptabel, dass die Zeit der existenzbedrohenden Dürreauswirkungen zum ideologischen Krawall machen genutzt wird.

Wir lassen Sie damit nicht durchkommen.

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